Mentor, Mutmacher, Männer

Meist ist von Anfang an die Mama Hauptbezugsperson für Babys. Die Geburt ist eine Grenzerfahrung, mit der die Mutter ein Leben lang angeben kann, dass sie das geschafft hat. Schließlich quetscht sie einen kleinen Menschen durch ihre Vagina. Das kann ein Mann halt einfach nicht nachmachen. Danach füttert sie das Kleine, schenkt Geborgenheit und Trost und verbringt die meiste Zeit mit ihm. Mütter sind für ihren Babys ein sicherer Ort, sie geben emotionalen Halt und die ersten Blicke und die kleinen Gesten werden von ihr als erstes wahrgenommen und erwidert. 

Doch bei den Mamas nehmen manchmal auch die Beschützerinstinkte überhand und schränken so die eigenständige Entfaltung und Entdeckung ihrer Kinder ein. Bei mir war das genauso. Ständig hatte ich das Gefühl alles unter Kontrolle haben zu müssen, um im Notfall sofort einschreiten und helfen zu können. Väter sind für Kinder wie eine Brücke zur Außenwelt und prägen ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstständigkeit sehr. Wenn Mama der Ruhepol und eher die Vorsichtige ist, steht Papa von Beginn an eher für Spiel, Spaß und Abenteuer. Für Ermutigung und auch für Sicherheit. Er vermittelt ein positives Selbstwertgefühl, zeigt, dass man vor bestimmten Dingen keine Angst haben braucht und stärkt das Urvertrauen seiner Kinder. Väter trauen mehr zu, (was gerne mal mit Faulheit verwechselt wird), bestätigen die Kinder in ihrem Tun und unterstützen damit das Selbstbewusstsein ihres Sprösslings. Babys und Kinder haben also im Idealfall beide Bezugspersonen für eine gesunde soziale Entwicklung.

Bis vor einigen Jahren herrschte wirklich noch die Auffassung, dass Väter gar keinen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben. Noch immer gibt es viele Klischees und unter uns Mamas wird auch mal über den Vater als nutzlosen Kerl gelästert. Die überwiegende Mehrheit der Väter ist anders. Sie wollen für ihre Kinder da sein und geben ihr Bestes. So möchten viele Männer nicht nur irgendwo im Niemandsland zwischen Akteur und Besucher sein. Sie wollen wirklich Teil der Geburt sein, möchten sich wie die Krankenschwestern oder Hebammen auch um die Mama und das Kleine kümmern. Darum ist hier der Ruf nach mehr Unterstützung und Information gerechtfertigt, denn heute ist klar, die Vaterrolle ist genauso wichtig für die Kinder, wie der emotionale Halt der Mutter.

Best case ist der Vater ein Teil vor, während und nach der Geburt. Doch wie werden die zukünftigen Papas darauf vorbereitet? Woher bekommen sie den wichtigen Input als Mann auf dem Weg zum Vater?

Wir wissen alles über Mütter, es gibt Tonnen von Studien; aber über Väter wissen wir kaum etwas, da gibt es wohl eher die Haltung, das kommt dann von ganz allein. Aber ist es in Ordnung, einen werdenden Vater mit dem Wunder der Geburt und dem was da noch kommt alleinzulassen? Was macht das mit uns und wer nimmt die Männer mal zur Seite für ein „wir müssen mal reden“ Gespräch? So offen und ehrlich können die zukünftigen Großeltern das vermutlich nicht vermitteln, denn damals waren die Zeiten einfach anders. Hier ein paar Informationen, die vielleicht helfen die Geburt mit hoffentlich viel positivem Mindset zu meistern: 

Bei einer Vaginalgeburt sollte allen Beteiligten, die sowas nicht regelmäßig mitmachen erklärt werden, dass es auf dem Weg ein neues Leben auf die Welt zu bringen, ganz schön brachial zu gehen kann. Wie du als Mann darauf reagierst, wirst du erst wissen, wenn es soweit ist, darum – reden hilft! 

Während der Körper sich auf die Geburt vorbereitet, findet eine Entleerung statt, damit sich alle Körperfunktionen auf die Geburt beschränken. Bei dieser Entleerung fließt Blut, manchmal ganz schön viel Blut, aber auch der Darm und die Blase entleeren sich und wenn´s gut läuft ist bei dem ganzen Herauslassen dann auch ein Baby dabei. 

Die Schmerzen können möglicherweise sehr reizbar und aggressiv machen. Es fallen vielleicht Worte, die am besten einfach nicht persönlich genommen werden sollten. Keiner erwartet Heldentaten vom werdenden Papa. 

Ratsam ist es, dass auch du ausreichend isst und trinkst, denn so eine Geburt kann lange dauern und auch in dieser „Nebenrolle“ bist du unverzichtbar. Keiner, am wenigsten die zukünftige Mutter, möchte sich auch noch um ihren kollabierten Mann Sorgen machen müssen. Der richtige Platz im Kreissaal kann also auch auf Höhe des Kopfes der Gebärenden sein, vor allem wenn “Mann“ die Körperlichkeit einer Geburt vielleicht nicht so gut wegstecken kann, wie er vor zehn Monaten eingesteckt hat. 

Diese Zeit ist eine Achterbahn der Gefühle: Glücklich, überfordert, voller Vorfreude und eben ängstlich. Vielleicht haben auch Väter so etwas wie eine Wochenbettdepression. Väter können doch auch Ängste haben und benötigen möglicherweise Hilfe, genauso wie eine Frau mit solchen Depressionen zu tun haben kann und zur frischen Mama sagt ja auch keiner, dass sie sich mal nicht so anstellen soll. 

Aber auch heute ziehen sich noch viele Papas in der ersten schwierigen Babyzeit zurück. Als Mann wieder bei der Arbeit, wohin viele bald zurückkehren, gilt es vermutlich immer noch als unmännlich, über Probleme in dieser ersten Babyphase zu sprechen. Obwohl sich auch in seinem Leben alles verändert hat. Heute weiß man, dass sich Väter während einer Schwangerschaft genauso verändern. Das Gehirn verändert sich, die Hormone und die Psyche – einfach alles. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bereits während dieser Zeit der Testosteronspiegel des Mannes deutlich sinkt. Auch ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen, schließlich gibt es ja nicht wie bei der Mutter eine körperliche Verbindung. Aber das ist ein wirklich so, unabhängig von Kulturen und sozialen Gruppen. Dennoch keine Angst liebe Männer, der Testosteronspiegel steigt nach der Geburt wieder an.

Der Vater ist für Mädchen, wie Jungs in zweierlei Hinsicht ein Vorbild: Er prägt als erste männliche Person im Leben der Kinder das gesamte spätere Beziehungsleben. Für die Söhne ist der Vater eine Leitfigur – sie orientieren sich an dessen Verhalten, auch gegenüber Frauen und erhalten durch ihn die Definition von Männlichkeit. Wenn der Vater die Mutter respekt- und liebevoll behandelt, werden sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso tun.  Als Papa genießt du also einen großen Einfluss auf die Entwicklung und Zukunft deiner Kinder. Daher ist es wirklich wichtig, egal in welcher Familienkonstellation dafür zu sorgen, genug Zeit für die Kleinen zu investieren und diese mit viele Spaß und Freude zu nutzen. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als zu merken, dass Kinder zu dir aufschauen und du das Wichtigste in ihrem Leben bist. 

©Sandra Polli Holstein

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Wenn keiner mehr führt – Warum sich Beziehungen heute oft schwerer anfühlen, als sie sein müssten

Wenn keiner mehr führt – Warum sich Beziehungen heute oft schwerer anfühlen, als sie sein müssten
Wir leben in einer Zeit, in der vieles möglich ist – und gleichzeitig so vieles komplizierter scheint als je zuvor. Besonders in Beziehungen. Die Rollen sind nicht mehr klar verteilt – was grundsätzlich wunderbar ist –, aber genau darin liegt auch die Krux: Wenn keiner mehr führt, verirren sich viele Paare in einem Nebel aus gegenseitiger Rücksichtnahme, unausgesprochenen Erwartungen und der Angst, sich selbst dabei zu verlieren.

Ich habe oft das Gefühl, dass wir in modernen Partnerschaften so sehr bemüht sind, gleichberechtigt zu sein, dass wir vergessen, wie wohltuend es sein kann, wenn einer mal mutig vorangeht. Nicht im Sinne von „dominieren“ oder „den Ton angeben“, sondern im Sinne von: Orientierung geben. Raum halten. Eine Richtung vorschlagen. Verantwortung übernehmen – für das Miteinander, für sich selbst, und manchmal auch für das emotionale Chaos, das sich einschleicht, wenn zwei Welten aufeinandertreffen.

Früher waren die Rollen klar verteilt – manchmal zu klar. Der eine versorgte, der andere umsorgte. Heute wollen wir auf Augenhöhe leben. Wollen teilen, abwechseln, synchron funktionieren. Und doch scheitert genau das so oft – nicht, weil wir es nicht ernst meinen, sondern weil wir vor lauter Gleichberechtigung vergessen, dass es in jeder Beziehung auch Phasen braucht, in denen einer mal mehr trägt als der andere. In denen Führung nicht Macht bedeutet, sondern Liebe in Aktion ist.

Ich habe in meiner eigenen Beziehung erlebt, wie sehr wir uns um Gleichgewicht bemühten – und dabei in eine Art emotionales Vakuum gerieten. Keiner wollte dem anderen zu nahe treten. Keiner wollte Entscheidungen aufzwingen. Wir waren rücksichtsvoll bis zur Unsichtbarkeit. Und plötzlich stand da niemand mehr, der das Steuer in die Hand nahm, wenn es unruhig wurde. Wir wurden zwei Steuermänner ohne Kurs – oder zwei Passagiere, die darauf warteten, dass der andere endlich das Ruder übernimmt.

„Führen“ klingt für viele wie ein Rückschritt. Es erinnert an Hierarchien, an Kontrolle, an Machtspiele. Aber vielleicht braucht es eine neue Definition von Führung in Beziehungen. Eine, die auf Integrität beruht. Auf emotionaler Intelligenz. Auf dem Mut, sich selbst gut zu kennen – und dem anderen damit Halt zu geben, wenn er es gerade nicht kann.

Denn Führung kann auch heißen: Ich bleibe bei mir, wenn du schwankst. Ich übernehme kurz die Verantwortung, wenn dir alles zu viel wird. Ich bin nicht besser, aber vielleicht gerade stabiler. Und ich tue das nicht aus Pflicht, sondern aus Verbindung.

Gleichzeitig heißt das auch: Ich lasse mich von dir führen, wenn ich unsicher bin. Ich vertraue deiner Intuition, wenn meine eigene gerade durch Angst getrübt ist. Ich gebe ab, nicht weil ich schwach bin, sondern weil ich weiß: Beziehung funktioniert nur, wenn wir uns abwechseln – in der Stärke, in der Fürsorge, im Vorausschauen.

Was es dafür braucht? Ehrliche Kommunikation. Den Mut, Klarheit auszuhalten. Und die Bereitschaft, sich selbst nicht immer an erste Stelle zu setzen, ohne sich dabei zu verlieren. Es braucht ein Verständnis dafür, dass Beziehung kein ständiges „Fifty-fifty“ ist – sondern manchmal eher „eighty-twenty“ und am nächsten Tag wieder andersherum. Hauptsache, das Vertrauen bleibt, dass sich alles irgendwann ausgleicht.

Wenn keiner mehr führt, geraten wir leicht ins Straucheln. Nicht, weil wir unfähig wären – sondern weil Orientierung, Halt und emotionale Präsenz etwas sind, das wir tief in uns brauchen. Auch als selbstbewusste, eigenständige Menschen. Auch in Zeiten maximaler Freiheit.

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