Ja, es ist gut, wenn auch „Prominente“ in den Medien über Krebs sprechen und über eigene Erfahrungen berichten. Gleichzeitig irritiert es mich manchmal doch sehr.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich auch 3 Jahre später, noch gut daran erinnern kann. Meine „Weiblichkeit“ war mir nie egal, meine fast unbändige Energie ließ mich ebenso viel unternehmen und ich bin von Grund auf eine unverbesserliche Optimistin. Doch was ich rund um den Weltkrebstag am 04. Februar 2022 unter dem #mutmachwoche teilweise im Fernsehen und auf Social Media gesehen habe, hat mich nachdenklich gemacht.
Es war nämlich nicht so, dass ich durchgestylt in Pink, mit voller Haarpracht (da war gar nichts mehr), durchgehend fröhlich zur Arbeit gehen konnte (die gab’s auch nicht mehr).
Mit den letzten Chemozyklen war ich so schwach, dass das Einschlafen schwer viel, weil mein kleines Herz selbst im Liegen so doll arbeiten musste, um meinen Kreislauf fürs Notwendigste aufrecht zu erhalten. Natürlich durchlebt jede:r Betroffene diese Krankheit anders. Und auch wenn ich das Glück hatte, beinahe ohne Übelkeit und Verdauungsprobleme über die Runden gekommen zu sein, ist dieses „Schönreden“ weder hilfreich noch emphatisch. Hoffnung und Mut machen, zu informieren und motivieren heißt authentisch zu sein – das funktioniert mit Promis in den Medien offensichtlich leider nicht immer.
Nicht falsch verstehen: Natürlich freut es mich für alle, die eine Chemotherapie noch besser überstehen als ich. Nur geben solche Glamour-Berichte, wie kürzlich im Fernsehen zu sehen, nicht das wieder, was die meisten Erkrankte durchmachen müssen. Die Angst vor Krebs zu überspielen, macht es nicht besser und vermittelt ein falsches Bild.
Die meisten Betroffenen, geht es während der Chemotherapie einfach nicht so „supi“, erhalten nicht so einfach eine Kühlhauben-Therapie gegen den Haarausfall, lassen sich nicht einfach so auch die gesunde Brust amputieren, bekommen nicht einfach eine Brustanpassungs-OP, können auch nicht einfach weiter ihrer Arbeit nachgehen und machen vor allem die Chemo nicht einfach prophylaktisch, sondern um zu überleben!
Das Instagram Video von Sonya Kraus beispielsweise hat für mich nichts mit verantwortungsvoller Aufklärung und Motivation zu tun, Krebs ist doch nicht nur ein Schnupfen. Als Autorin von „rumgeKREBSt“ und dem eben erst veröffentlichten Fortsetzung „ausgeKREBSt“, kann nur vermuten, dass Sonya Angst hat sich mit dem Unvermeidlichen zu beschäftigen – dem Tod. Und dieser gehört ohne Zweifel zum Motto „reden hilft“, dazu! An dieser Stelle selbstverständlich und von ganzem Herzen gute Besserung.
Bleibt also nur zu hoffen, dass das Umfeld von Erkrankten, denen es nicht gut geht auf Grund solcher Promi-Beiträgen denkt, „die sollen sich mal nicht so anstellen“.
💄 So, und nun schaue ich mal, ob ich einen übermotivierten Stylisten finde. Vielleicht komme ich dann auch ins Fernsehen. 😉