Vielleicht kennst Du als arbeitender Elternteil diese oder ähnliche Tage: morgens, nachdem der Wecker dich aus dem Bett klingelt, stehst Du auf, gehen ins Bad, um anschließend das Frühstück und die Lunchboxen für die Familie vorzubereiten. Anschließend vielleicht noch schnell mit dem Hund raus oder ein anderes Haustier versorgen, Kinder fertig machen, eventuell reicht es noch für einen kurzen Check im Spiegel und dann schnell ins Auto oder zur Bahn – ist schon wieder so spät geworden.
In der Kita verabschiedest Du husch den Nachwuchs und unterdrücken den Hauch von schlechtem Gewissen, aber die Zeit sitzt dir im Nacken, denn im Job erwartet dich gleich ein Meeting. Natürlich bleibst Du bis zum letzten Moment auf der Arbeit, die Kolleg*innen könnten sonst schief gucken. In der letzten Minute holst Du das Kind gerade noch rechtzeitig von der Kita ab und ahnst schon, dass gleich das Flehen nach dem Spielplatz kommt. Doch der Einkauf steht an und die Wäsche muss gemacht werden, sonst kann der Sprössling morgen das Lieblingsshirt nicht anziehen. Also versprichst Du beim Einkauf eine kleine Leckerei zu kaufen und später vielleicht doch noch auf den Spielplatz zu gehen.
Nachdem die Einkäufe nach Hause geschleppt und der Nachwuchs auch irgendwie angekommen ist, wartet eventuell schon der Hund auf seine Gassirunde. Eigentlich müsste noch Staub gesaugt und das Klo sauber gemacht werden – das Heim soll schließlich schön und vor allem sauber sein. Je nach dem, was die Uhrzeit sagt und wie es um den Gemütszustand der jungen Brut steht, entscheidest Du dich für eine halbe Stunde Spielplatz oder Legospiele. Dabei überlegst Du schon mal, was es heute zum Abendessen geben könnte. Tiefkühlpizza wäre eine Erleichterung, aber als verantwortungsvoller Elternteil und gesundheitsbewusster Mensch ist das ein „no go“. Wenn das Essen fertig ist und alle endlich am Tisch sitzen, schickst Du ein kleines Stoßgebet nach oben, dass es bitte allen schmecken möge – blöd, wenn das Gebet nicht erhört wird. Wenn Du nicht alleinerziehend bist, übernimmt vielleicht der oder die Partner*in das Bettfertigmachen der Kinder, damit Du in dieser Zeit die Küche wieder auf Vordermann bringen kannst. Ansonsten bleibt beides an dir hängen. Der Hund muss nochmal raus und sollte zusätzlich etwas für den morgigen Kitaausflug vorbereitet werden müssen, fällt die Lieblingssendung vermutlich flach und Du so gegen zweiundzwanzig Uhr ins Bett.
Dabei war an diesem Tag weder ein Kind noch ein Haustier krank, die Hausverwaltung hatte keinen Ablesetermin angemeldet und der Tank Ihres Autos war heute morgen auch nicht leer. Aber auch das hätten Menschen wie Du geschafft, denn es sind Wundermenschen – die schaffen alles.
Pausen? Fehlanzeige. Die Tage sind bei vielen Menschen so durchgetaktet, dass sie erst im letzten Augenblick bemerken – etwas stimmt da nicht…
… und dann ist manchmal plötzlich ein Schicksalsschlag da, der alles verändert. „Mach weniger, ruh dich aus und lass die Sachen doch einfach mal liegen“, sind die liebevoll gemeinte Ratschläge der Menschen um dich herum, die dir dann wieder in den Ohren klingen und du fragst dich vielleicht, „musste ich wirklich so krank werden, um mir zwischendurch eine so wohltuende Auszeit zu gönnen?!“
Nun fragen sich vermutlich viele, wann sie sich dafür auch noch die Zeit nehmen sollen, da sie jetzt schon das Gefühl haben, zu nichts mehr zu kommen. Und dann gibt es diejenigen, die sich fragen, wie andere Leute es schaffen, neben all den Verpflichtungen des Lebens noch Zeit für Freunde und Hobbys zu finden.
Tatsächlich könnte die Lösung heißen, auf sinnlose Tätigkeiten zu verzichten, zum Beispiel stundenlanges scrollen auf Social Media und Co.
Es gibt eine Vielzahl von Studien, die belegen, dass es uns mit kleinen Pausen besser geht, wir glücklicher und viel entspannter sind. Wir brauchen uns dazu nur selbst zu beobachten. Lassen wir uns von etwas ablenken, lesen einen Artikel, über den wir zufällig stolpern, oder schauen zu, wie zwei Schmetterlinge über einer Wiese tanzen, werden wir sofort ruhiger und der innere Druck lässt nach.
Also fange an dir kleine Pausen zu gönnen, denn es gibt gute Gründe dafür:
Pausen machen glücklich: Das könnte der Hauptgrund sein. Wer genug schläft, ruht, Zeit für sich hat, ist glücklicher. Wir sind achtsamer, kriegen mehr von unserm Umfeld mit und fühlen uns mehr. Das Leben scheint reicher, wenn wir Pausen haben und durchatmen können. Zeit ist der wahre Luxus.
Pausen machen gesund: Das weit bekannte Mittagstief – aber was kann den Energietank wieder auffüllen, außer literweise Bluthochdruck förderndes Koffein? Das Zauberwort hierfür heißt Mittagsschlaf, auch Powernapping genannt. 20 Minuten Mittagspause machen fitter für den Tag, als morgens 20 Minuten länger zu schlafen. Begleitet von einer Fantasiereise zum Entspannen, wird der Nap zu einer echten Wohltat.
Pausen machen kreativ: Einfach mal nichts tun, lässt unsere Gedanken schweifen und wir werden empfänglicher für Ideen. Wer Kindern die Elektronik aus der Hand nimmt und sie einem Moment der Langeweile aussetzt, kann sehen, wie Kreativität entsteht: Erst wird gemault, dann sich gelangweilt und dann erwacht die Fantasie und Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Das wusste schon Albert Einstein.
Wer nun überzeugt ist, kann in die Ferne schauen und über das Gelesene sinnieren – so herrlich ist das, wenn man es zulassen kann!
©Sandra Polli Holstein