Der Port – Ein ständiger Begleiter durch die Höhen und Tiefen der Chemotherapie

Vor sechs Jahren begann für mich eine Reise, die mein Leben für immer verändert hat. Seitdem bin ich glücklicherweise krebsfrei, doch ein kleiner, unauffälliger „Knubbel“ unter meinem Schlüsselbein erinnert mich täglich daran, wie stark ich sein kann: Mein Port.

Immer mal wieder werde ich darauf angesprochen – „Was ist das?“ – und jedes Mal versetzt mich die Frage gedanklich zurück in diese Zei und wundere mich heute manchmal, wie unendlich positiv ich immer war. Für mich ist dieser Port nicht nur ein medizinisches Hilfsmittel, sondern ein ständiger Begleiter. Durch ihn floss mein „medizinischer Aperol Spritz“, wie ich ihn scherzhaft nenne – die Chemotherapie mit ihrer markanten Farbe. Auch die „rosa Elefanten“, wie ich die Antikörpertherapie vor den Chemozyklen nannte, die mich in einen Dämmerzustand versetzte, liefen durch diesen kleinen Zugang. Und dann gab es noch die Bluttransfusionen, die mich am Leben hielten, als meine Blutwerte kaum noch existent waren. All das, was mich aufrechterhielt, was mich schonte und was mich schließlich auch am Leben hielt, floss durch diesen Port.

Wie wir über Krebs sprechen – Hauptsache, wir tun es

Was mir immer wieder auffällt, ist, wie unterschiedlich wir Betroffenen mit dem Thema Krebs und den damit verbundenen Erfahrungen umgehen. Manche sprechen offen darüber, andere meiden das Thema oder kämpfen still. Aber egal, wie darüber gesprochen wird – Hauptsache, wir tun es. Jeder von uns hat seine eigene Art, damit umzugehen, und das ist auch gut so. Für mich persönlich war das offene Reden über meine Krankheit eine Art Therapie.

Es ist seltsam, das zu sagen, aber trotz allem bin ich dankbar für diese Erfahrung. Sie hat mich achtsamer, demütiger und vor allem dankbarer gemacht. Ich habe gelernt, wie zerbrechlich das Leben ist und wie wenig wir wirklich kontrollieren können. Der Rest? Nun, der ist Gestaltungssache – und vielleicht auch ein wenig Glück.

Der Port bleibt – und das ist gut so

Auch wenn ich heute gesund bin, bleibt der Port ein Teil von mir. Er könnte mir im Notfall, sei es durch einen Unfall oder ein Rezidiv, wieder gute Dienste leisten. Diese kleine „Sicherheitsleine“ gibt mir ein gewisses Gefühl der Zuversicht, auch wenn die Sorge an ein mögliches Wiederkommen des Krebses nie ganz verschwinden.

Ich erinnere mich gut und frage mich, warum Ärzte oft nicht besser darüber informieren, wie es wirklich ist, einen Port implantiert zu bekommen. In meinem Buch „rumgekrebst“ beschreibe ich den Moment der Implantation als etwas, das ich gründlich unterschätzt habe. Ein kleiner Eingriff, hieß es. Lokale Betäubung, maximal 20 Minuten und du kannst nach Hause gehen. Doch was mir niemand sagte, war, dass die Schmerzen noch Tage danach anhielten und ich meinen Arm kaum bewegen konnte. Es hilft also diese Tage jemanden zu haben, der im Haushalt etwas helfen kann.

Der Weg mit meinem Port war anfangs kein leichter, aber mit der Zeit wurden wir Freunde. Er erinnert mich daran, dass ich überlebt habe – und dass ich weiterhin achtsam durchs Leben gehen sollte.

Fazit: Wir leben nicht für immer, aber wir gestalten unser Leben selbst

Wir Menschen neigen dazu, so zu leben, als wären wir für die Ewigkeit hier. Doch die einzige Gewissheit, die wir haben, bekommen wir schon mit unserer Geburt: Wir kommen auf diese Welt, um sie eines Tages wieder zu verlassen. Was wir dazwischen tun, wie wir unser Leben gestalten, liegt in unseren Händen.

Ich weiß nicht, was morgen oder in einer Viertelstunde passieren wird, aber ich weiß, dass ich meinen Port habe – als Erinnerung an eine schwere, aber lehrreiche Zeit. Und ich weiß, dass es das Wichtigste ist, dankbar zu bleiben und jeden Moment zu schätzen.

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